Meine Geschichte
Ich kenne nur Bio. Als ich geboren wurde, hatte mein Vater bereits die gesamte Bewirtschaftung des Hofes auf Bio umgestellt. Auf unserer Hofstelle, dem „Töllerhof“ in Oberplars oberhalb von Meran hatte schon mein Opa mit den Sorten Elstar, Red Delicious und Kalterer Obstbau betrieben. Die Naturlandschaft auf den sonnigen Hängen ist für Weinberge und Obstgärten wie geschaffen. Hier, wo jedes Jahr unzählige Naturliebhaber die antiken Wasserrinnen, die sog. Vinschger Waalwege bewandern, bin ich aufgewachsen. Zuerst erlernte ich das „Handwerk“ der Krankenschwester, bis mich die große Leidenschaft für die Landwirtschaft packte. Die Ausbildung an der Bäuerinnenschule im Pustertaler Dietenheim war gekoppelt mit mehrjähriger Praxis an der Landwirtschaftsschule der Laimburg südlich von Bozen. Ich studierte dort Obstbau und nach der Schule verschlug es mich für ein Auslandspraktikum nach Südafrika. Dort durfte ich eine für mich prägende Zeit auf einem riesigen Hof verbringen, der ebenso nach biologischen Richtlinien geführt wurde. Anders als unsere kleinen Höfe hier in Südtirol, waren die Flächen dort von enormer Größe. Man brauchte Tage, um von einem Ende zum anderen zu gelangen. Als ich zurückkam, kam mir unser Hof so klein und überschaubar vor, dass ich, ohne zu zögern, die wenigen Hektar des elterlichen Hofes allein „auszupfen“ wollte. Beim „Zupfen“ werden die zu kleinen, schlecht entwickelten oder überschüssigen Früchte von Hand entfernt und als mein Vater bemerkte, dass ich diese Tätigkeit wirklich allein ausführen wollte, schüttelte er ungläubig den Kopf. Nach den Erfahrungen in Südafrika, wo ich hunderte Pferde, Kühe und Schafe gefüttert hatte und auch bei der Bananenernte riesige Dimensionen kennengelernt hatte, schienen mir anfangs unsere Tätigkeiten im Vergleich zu Südafrika nur mehr eine Lappalie. Das war ein Trugschluss. Mein Vater hatte recht und bald erkannte ich, wie aufwendig auch unsere Arbeit am Hof war. Kurz bevor ich mein zweites Visum für einen weiteren Aufenthalt im Ausland erhielt, lernte ich meinen Mann kennen. Wir heirateten und nun haben wir zwei Kinder, einen kleinen Jungen und ein Mädchen. Gemeinsam pflegen wir unsere Apfelgärten, die mit den Bäumen der Sorten Royal Gala, Pinova, Braeburn, Cosmic Crisp, Topaz, Natyra und noch einigen wenigen Golden Delicious bestückt sind.
Während auf den großen Flächen in Südafrika alles zügiger vorangehen muss, kann ich hier im alpinen Vinschgau mit großer Liebe zum Detail an jedem Baum „rumkorrigieren“, etwas Mist als Dünger dazutun, Äste binden, die Tropfberegnung justieren, Bodenproben entnehmen und viele weitere wichtige Dinge verrichten. Jedem einzelnen Baum widme ich je nach Bedarf unterschiedlich viel Zeit und jeder Baum gibt uns dafür etwas zurück. Auch wenn der Südtiroler Hof von kleiner Struktur ist, bin ich sehr froh, dass uns mein Vater oft als „Knecht“ aushilft und unter die Arme greift. Nur wenn alle mitanpacken, beschenkt uns die Natur mit guten Ernten und Früchten, die im Geschmack ihresgleichen suchen.