Meine Geschichte
Es besteht keine Zweifel: Seit ich zur biologischen Anbauweise gewechselt bin, ist mein „Hirnkastl“ konstant angeknipst. Anders würde es auch nicht funktionieren. Egal ob Gala, Golden Delicious, Granny Smith, Fuji oder Red Delicious, sie alle verlangen meine volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Biologische Landwirtschaft ist eine Wissenschaft, die erst in den Anfängen steckt und große Lernbereitschaft abverlangt.
Meine oberste Priorität ist der Schutz meiner Anlagen. Ich schütze sie vor dem Befall durch die Blutlaus oder die rote Spinne. Dabei verbünde ich mich mit dem Ohrenzwicker, der nachts die Blutlaus attackiert oder mit der Raubmilbe, die es mit der roten Spinne aufnimmt. Die Ohrenzwicker übernehmen aber nicht freiwillig ihre Schutzfunktion, ich muss sie schon zum Einsatz bitten. Dabei lege ich Bambusnester in die Bäume, wo sie sich tagsüber ausruhen können und dann nachts von dort aus ihre Mission beginnen können. Zum Glück wollen weder ich noch die Ohrenzwicker den weißen Flaum der Blutlaus auf den Zweigen und den Blütenknospen meiner Bäume. Der Ohrenzwicker saugt die Laus für mich aus, bevor sich Ernteausfälle wiederholen, die ich schon erlebt habe. Der verbündete Ohrenzwicker kann aber auch zum Schädling werden, vor allem kurz vor der Ernte beim Royal Gala. Er kann in die Stielhöhle des Apfels schlüpfen und dort die Frucht beschädigen durch einen sogenannten Naschfraß. Deshalb siedle ich meine Ohrenzwicker kurz vor der Ernte wieder um samt ihren Behausungen in eine andere Wiese, wo sie vielleicht dringender gebraucht werden und keinen Schaden anrichten können. Ich produziere zwar Bio, will aber trotzdem auch ästhetisch schöne Leckerbissen an meine Genossenschaft liefern.
Auch die marmorierte Baumwanze kann mir da einen Strich durch die Rechnung machen, wenn sie sich stark vermehrt und die Äpfel ansaugt. Wenn mir da nicht die Samurai-Wespe oder andere Antagonisten helfen, sieht der Apfel aus wie nach starkem Hagel. Die Geschmacksqualität meiner Äpfel und ihre Schönheit, das muss passen. Dafür setze ich mich mit Fleiß ein und hoffe auch ein wenig auf den Segen von oben. Und ohne eine ordentliche Portion Glück geht es natürlich auch nicht. Für einen gesunden Baum und gesundes Obst kann mir jede Hilfe recht sein. Dabei hoffe ich vor allem während der Vegetationszeit auf das Wohlwollen der Natur. Vom Zeitpunkt wo die Knospen aufgehen bis zu dem, wo der Baum die Blätter verliert, kann so viel passieren. Bio ist eben spannend. Deshalb liebe ich es.