Meine Geschichte
Bio-Bauer kann man nicht so nebenbei sein. Der Kopf muss ständig arbeiten, beobachten, analysieren und entscheiden. Ohne Ablenkung. Lange Zeit galt meine Aufmerksamkeit anderen Dingen. So bin ich zum Beispiel gelernter Konditor und habe mich während meiner Lehre und dann später bei der Ausübung meines Berufes immer gegen die Arbeit am väterlichen Hof gesträubt. Damals war mein einziger intensiver Kontakt zu Äpfeln, wenn ich mal den süßen Golden Delicious im Apfelstrudel zum süßen Glänzen bringen durfte.
Dann kam in relativ kurzer Zeit beruflich und privat alles anders: eine Art Praktikum bei einem Bio-Bauern, zwei Kinder, drei kleinere Wiesen verkauft und eine größere gekauft, Kurs für Bodenpraktiker, neue Sorten angepflanzt, schließlich mit 32 Jahren den Hof vom Vater übernommen. Somit habe ich den Beruf des Konditors unerwartet an den Nagel gehängt und nun ist der Kopf frei in Richtung Vollblut-Biobauer. Es macht Spaß. Vor allem die Auseinandersetzung mit dem Boden. Wo er feucht ist, baue ich Luzerne an, Buchweizen eher dort wo es trocken ist. Wo der Boden hart ist, bring ich mit Bio-Samen jene Pflanzen an, die mehr in die Breite gehen und den Boden auflockern. Es ist faszinierend. Das alles wusste ich als Konditor nicht, heute scheint es mir, als ob ich nie was anderes gemacht hätte.
Wenn ich das sensible Gleichgewicht zwischen Nützlingen und Schädlingen durch vorsichtige Eingriffe beeinflusse, dann habe ich – wie sollte es für einen ehemaligen Konditor auch anders sein – immer denn optimalen Geschmack des werdenden Apfels im Hinterkopf. Auf meine persönliche Lieblingssorte Natyra bin ich besonders stolz. Diese Spätsorte kann ich erst drei Wochen nach der Ernte des Golden Delicious verkosten, dafür dauert so die Vorfreude auf den ersten Biss umso länger. Dann kann es schon sein, dass ich mich mit dem Produkt meiner Arbeit als Bauer wieder kurzzeitig als Konditor austobe. Aber nur, wenn ich für jemanden den zehnstöckigen Hochzeitskuchen mit viel Apfelgeschmack anfertigen darf, dessen Design von meiner Frau stammt. Das sind jene Momente, in denen beide Welten ineinandergreifen und sich gegenseitig befruchten. Das Wichtigste dabei: Ich baue nur das (an), was mir auch persönlich am besten schmeckt. Das beschert ein absolutes Glücksgefühl.