Meine Geschichte
Unser „Sägehof“ am Vinschger Sonnenberg ist seit 1893 im Besitz meiner Familie. Der Name des Hofes, der auf ca. 1.300 Meter am Allitzer Bach liegt, rührt von der alten Holzsäge her, die bereits im 17. Jahrhundert aktiv war und vom sprudelnden Wasser angetrieben wurde. Früher wurden hier Blumenkohl und Radicchio angebaut. Da die Böden allerdings nicht besonders kalkhaltig sind, entschied sich meine Familie dafür, unsere Wiesen ihrer wahren Bestimmung zu übergeben, dem Obstanbau. Während Pilze und andere Schädlinge wie rote Spinne, Blutlaus und Schalenwickler in flachen Gegenden so manchen Apfelbauer vor eine Zerreißprobe stellen, ist hier am steilen Vinschger Sonnenberg das ideale Habitat für den knackigen Golden Delicious wie geschaffen. Der Bergapfel stößt hier naturgemäß auf wenig Widersacher und erlaubt es so, den Einsatz von Pflanzenschutz auf ein Minimum zu reduzieren. Umso sinnvoller ist hier die Landwirtschaft nach biologischen Leitlinien. Der Standort hier oben ist für meine Golden Delicious ideal und ebenso ideal ist die Lage etwas tiefer auf 1.000 Meter für meine beiden Sorten Topaz und Pinova. Einige Meter über dem Hof belohnen uns Kirschen mit reicher Ernte. Auch sie benötigen kaum Pflanzenschutz, es genügt ihre lückenlose Abdeckung mit geeignetem Witterungsschutz. Das ist unsere beste Lösung gegen Regen und ungewollte Insekten.
Meine Eltern unterstützen mich in jeder Hinsicht. Ich habe den Hof 2021 von meinem Vater übernommen, nachdem ich lange Zeit als Knecht bei meinem Cousin gearbeitet habe und dort sowie bei anderen Bauern wertvolle Erfahrung sammeln konnte. Vor allem im Bioanbau ist Erfahrung sehr wichtig und es ist gut, dass man sich manchmal „die Hörner abstoßen“ musste. Als dritter und jüngster Sohn hatte gerade ich das Glück, die landwirtschaftliche Familientradition weiterführen zu dürfen. Obwohl ich gelernter Mechaniker bin, spürte ich nach der dreijährigen Ausbildung an der landwirtschaftlichen Oberschule im Oberen Vinschgau recht bald, dass ich für die Arbeit an der frischen Luft bestimmt war. Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch. Die freie Unbeschwertheit spüre ich am liebsten direkt in der Apfelwiese, hoch oben auf den Bergen oder unterwegs mit meinem Motorrad. Die Arbeit im Obstanbau ist nie langweilig und ermöglicht eine wunderbar flexible Einteilung der eigenen Zeit, zumindest in einigen Monaten des Jahres. So empfinde ich beim Baumschneiden im Winter die absolute Entspannung und arbeite dann „nur“ 40 Stunden pro Woche, mehr geht aufgrund der Lichtverhältnisse nicht. In anderen Monaten diktiert die Natur einen etwas strengeren Stundenplan und gibt einen pausenlosen Einsatz vor. Vor allem in der biologischen Landwirtschaft zählen die natürlichen Nützlinge noch mehr und ich sehe meine Aufgabe darin, so harmonisch wie möglich mit Marienkäfern & Co. befreundet zu sein. Das gelingt mir zu jeder Tageszeit: Ob früh morgens oder spät abends ziehe ich meine Runden durch die Apfelwiesen und kümmere mich um ihr Wohl. Erst wenn das getan ist, schwinge ich mich wieder auf den Sattel meines Motorrads und spüre dort eine andere Form der Freiheit, die genauso süß ist wie die Früchte unserer Vinschger Apfelgärten.