Meine Geschichte
Am „Tischlerhof“ in Göflan bei Schlanders gab es lange Zeit immer einen Tischler in der Familie. Bereits mein Uropa war Tischler und dieses Handwerk zog sich durch mehrere Generationen. Auch ich war über zehn Jahre lang im Handwerk tätig, wenn auch im Metallsektor, bevor ich Bauer wurde. Den elterlichen Hof erbte mein älterer Bruder. Ich bin zur Landwirtschaft gestoßen „wie die Jungfrau zum Kind“, wie man so schön sagt. Mein Onkel hatte keinen Hofübernehmer und er fragt mich irgendwann, ob ich seinen Hof übernehmen wollte. Ich zögerte nicht lange: Die Rahmenbedingungen der Landwirtschaft waren mir von Kindheit auf vertraut, auch die nötige Disziplin kannte ich nur zu gut. So gab ich meinen sicheren Arbeitsplatz auf um mich auf die Landwirtschaft konzentrieren zu können.
Man kann bei der biologischen Apfelproduktion zwar versuchen, einen geregelten Zeitplan zu erstellen, aber letzten Endes gibt die Natur vor allem mit dem Wetter den eigenen Rhythmus an. Sie bestimmt deine „Termine“ und diese sind sehr strikt einzuhalten, werden aber recht kurzfristig vom Wettergott im Kalender eingetragen. Während bei manchen Apfelsorten eine vorbeugende Pflanzenschutzbehandlung (kurz vor dem prognostizierten Regen) möglich ist, wäre dies bei den Golden Delicious nicht immer sinnvoll. Das Zeitfenster zur Bekämpfung eventueller Pilzkrankheiten an Baum und Früchten ist recht kurz und wie gesagt, der Regen meldet sich oft erst im letzten Moment an. So muss ich als Biobauer auf Abruf bereitstehen. Daher kann es in der heikelsten Zeit schon vorkommen, dass ich bereits um 04.00 Uhr vor Sonnenaufgang auf der Apfelwiese bin oder erst um 21.00 Uhr bei bereits angebrochener Dunkelheit. Um eine Infektion mit Pilzen zu verhindern, kommt es auf wenige Stunden an. Diese Pflanzenschutzbehandlungen sind nur ohne Wind möglich, was im windgesegneten Vinschgau aber bedeutet, dass einige Tageszeiten oft wegfallen. Ab 10.00 Uhr vormittags weht in Göflan regelmäßig ein leichter Wind von 10 km/h. Das entspricht auf der Beaufort-Skala einer Windstärke von 2/12, also „nur“ leichte Brise, aber trotzdem bereits viel zu viel für das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln. So müssen wir als Biobauern zeitlich sehr flexibel sein, zwar keine Wetterpropheten sein, aber doch bestimmte Werte rund um das Wetter lesen und interpretieren können.
Neben den Golden Delicious, Red Delicious und Gala sind auch Äpfel der Sorte Pinova gepflanzt, die für den biologischen Anbau idealer sind und kleinere Nachlässigkeiten nicht sofort mit einer schlechten Ernte bestrafen. Die Landwirtschaft nach biologischen Richtlinien macht mir und meiner Frau großen Spaß, unsere vier Kinder wachsen in einer gesunden Umgebung auf und die Wetter-App am Mobiltelefon liefert pünktlich neue „Termine“, die es einzuhalten gilt.